Ein Muss für jeden, der sich für Obst, Gemüse und anderes Grünzeug interessiert, ist ein Besuch des Großmarktes Sao Paulo. Gegründet im Jahre 1969 als Fusion zweier bereits bestehender staatlicher Lebensmitteldistributionsorgane, hat sich der Großmarkt aufgrund des stetigen Bevölkerungswachstums der Stadt Sao Paulo zum drittgrößten seiner Art weltweit (nach Paris und New York) entwickelt. Pro Monat werden ca. 240.000 Tonnen Obst, Gemüse, Fische und Blumen umgeschlagen.

Das 70 Hektar große Gelände (davon 27 Hektar bebaut) verfügt über einen großen Haupteingang und 16 kleinere Nebenein- und Ausfahrten. Schon beim Eintreten schlägt mir beißender Fischgeruch in die Nase. Ich komme gegen 9:30 an, der Fischmarkt ist dann schon seit 3,5 Stunden beendet. Jeden Morgen fangen die Fischhändler um 2 Uhr mit dem Verkauf der Ware an, um dann um 6 Uhr den Obst- und Gemüseverkäufern Platz zu machen. Diese dürfen bis 20 Uhr verkaufen.

Der Handelsplatz an sich ist direkt dem Agrarministerium unterstellt und vermietet Verkaufsplätze an private Händler. Diese Verkaufsplätze sind in Hallen und Häusern untergebracht und haben in den meisten Fällen eine relativ einheitliche Größe von etwa 50 – 100 Quadratmetern. Je nach Warenangebot werden die Produkte in Kisten, Säcken und Stiegen verkauft, der Verkauf von Einzelstücken ist mit Ausnahme einiger großer Früchte wie z.B. der Jackfruit nicht möglich. Die Käufer verhandeln direkt mit den Verkäufern. Wenn ein Vertrag geschlossen wurde, wird die verkaufte Ware auf Handwagen geladen, welche von Kurieren zu den LKWs oder Autos der Käufer gekarrt werden.

Zu den Kunden zählen hauptsächlich Restaurants, Markthändler und kleinere bis mittlere Supermärkte und Ketten.

Erschreckt hat mich die auch in Brasilien sehr weit verbreitete unachtsame Behandlung der Ware. Sehr viel fällt beim Abladen auf den Boden und wird dann sofort entsorgt. Nicht verkaufte Ware landet oft kistenweise in Containern, welche dann aufgrund der nicht vorhandenen Mülltrennung auf die Halde anstatt auf einen Kompost gelangen.

Ich habe mich ein bisschen ans Containern gemacht und säckeweise hochqualitative Früchte ohne Makel mit nach Hause genommen (Maniok, Ananas, Maracuja, Mango, Gurken, Chilis, Paprika, Orangen, Kaki und Wasser- bzw. Honigmelone). Containern ist auf dem Großmarkt nicht verboten und wird zum Teil von den Angestellten sogar gern gesehe. Es machen jedoch viel zu wenige. Außer mir, der ich ja eigentlich zum Fotografieren und Kennenlernen des Marktes gekommen bin, waren dort nur einige ältere Frauen, die mit Handkarren und Kisten bewaffnet weggeworfenes Obst und Gemüse mitnahmen.


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